Na da schau her! Da es einem Trainer der österreichischen Bundesliga nicht vergönnt war, längere Zeit dieses Amt bei einem Verein zu bekleiden, wurde auch der SCE wieder in einer Tageszeitung erwähnt (wenn auch nur als “Eisenstadt”). Und zwar in einer Auflistung der “Rekord-Entlassungen”
SCE-Legende Prof. Alfred Eisele fand dabei mit seinen 48 Trainer-Tagen im Jahre 1986 Aufnahme in diese Liste. Grund genug für mich, um einen genaueren Blick darauf zu werfen. (und siehe da: es verirrte sich schon ein Besucher auf diese Website, da er nach “Alfred Eisele” gesucht hat!)
Ein ganz berühmter Trainer brachte es einst nur auf 44 Tage. Darüber wurde ein ganz tolles Buch geschrieben, das dann verfilmt wurde (wobei hier Darstellungen und beispielsweise die Anordnung von Spielen nicht ganz korrekt sind) – und zudem sollte man hierfür auch noch die Autobiographie dieses Trainers lesen. Alle drei sind in dieser Kombination nur zu empfehlen. Ach ja, es handelte sich hierbei um Brian Clough, der nach 44 Tagen als Trainer des Leeds United A.F.C. gefeuert wurde.
Bei Prof. Alfred Eisele handelt es sich ja auch um einen ganz großen in der Geschichte des burgenländischen Fußballsports und natürlich in der nach 103 Jahren zu Ende gegangenen Geschichte des SC Eisenstadt.
Nachdem Herr Eisele nach dem Gewinn des Meistertitels der 2. Division als Spieler aufhörte, gehörte er dem Trainerstab des SCE an. Von der 1. Division ging es wieder runter in die 2. Division und wieder rauf in die höchste Liga des Landes.
Dank des vierten Platzes im “Mittleren-Play-Off” durfte der SCE auch 1986/87 in der 1. Division spielen. Zu Beginn natürlich im “Grunddurchgang”, dem zwölf Mannschaften angehörten. Dabei musste man unter die ersten Acht gelangen, um anschließend im “Oberen-Play-Off” mitzuwirken, was natürlich auch für die kommende Saison den Erstligastatus erhalten würde. Nach 13 von 22 Grunddurchgangs-Runden lag der SC Eduscho Eisenstadt immerhin auf dem fünften Platz der Tabelle, und hatten gerade den SK VÖEST vor 1.800 Zuschauern im Lindenstadion mit 2:1 besiegt (Tore: Heiling [2.] sowie Perstling [70., Elfmeter]).
Doch dann kam es ganz dick: 0:5 beim Wiener Sport-Club/PSK; 1:5 daheim vor gut 5.000 Zuschauern gegen die Wiener Austria, 1:2 am Tivoli gegen den FC Tirol und 2:4 im Grazer Casino-Stadion gegen den GAK.
Diese Niederlagen-Serie wurde durch ein 1:1 im Lindenstadion gegen den LASK gestoppt, doch nun war der SCE längst in der Zone “unterm Strich” in der Tabelle angelangt. Bei vier verbleibenden Spielen hatte man aber wenigstens keinen großen Rückstand auf einen der ersehnten Ränge – zwei Punkte, wenn man das miese Torverhältnis mit einbezieht.
Das 1:5 in der Südstadt gegen den FC Fuji Admira Wacker war aber auch nicht gerade sehr hilfreich. SCE-Trainer Ernst Weber zeigte sich zerknirscht: (BF) “Mir fehlen die Worte. Da spielen wir die erste Hälfte beinahe auf ein Tor, vergeben drei tolle Chancen und kassieren aus drei Konterangriffen zwei dumme Tore. Einige Akteure ließen in dieser Situation sogar den nötigen Kampfgeist vermissen. Das gibt mir zu denken, und ich werde beim nächsten Training ein ernstes Wort mit ihnen reden.”
Kurz darauf warf Ernst Weber das Handtuch und verließ nach eineinhalb Jahren Eisenstadt. Das Faß zum überlaufen soll die vom SCE-Obmann vorgeschriebene Aufstellung für das Spiel gegen die Vienna gebracht haben.
Interimstrainer wurde nun Prof. Alfred Eisele, und zu seinem Debüt verirrten sich kaum 800 Menschen ins Lindenstadion, um das Spiel gegen den First Vienna Football Club zu sehen, der damals Foto Nettig-Vienna genannt wurde.
Durch Tore von Magyar und Perstling gewann der SCE das Spiel mit 2:0, doch der Weg würde trotzdem nur ins “Mittlere-Play-Off” führen – es fehlten drei Punkte und nächster Gegner war der auf Rang Drei liegende SK Rapid.
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Nur 2.500 Zuschauer wollten das Spiel des SK Rapid gegen den SC Eduscho Eisenstadt sehen. Der “grün angehauchte” Schiedsrichter Felder gesellte sich zu den elf Rapidlern, bei denen unserer späterer Trainer Kurt Garger spielte, und machte es dem SCE schwer. Dennoch ging der SCE sogar mit 1:0 in Führung (Petersen, 28.). Gleich nach der Pause erhielt Wolfgang Kienast die Rote Karte, wodurch es die Rapidler nun etwas leichter hatten. Nachdem Reinhard Kienast die Hütteldorfer mit einem Doppelschlag (55. und 58.) mit 2:1 in Führung brachte, konnte Perstling in der 65. Minute ausgleichen. Halilovic (72.) und Hrstic (87.) konnten allerdings noch zwei Tore für Grün-Weiß erzielen. Der SCE verlor mit 2:4 (es sollte auch das letzte Meisterschaftsspiel gegen Rapid sein) und war nun – eine Runde vor Ende des Grunddurchganges – zum Gang in die Mühle des Mittleren-Play-Off verdammt.
SCE-Trainer Eisele: (BF) “Die Leistung in der ersten Halbzeit war die beste, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. In dieser Phase hätten wir das Spiel entscheiden können. Da stimmte einfach alles, nur in der Chancenverwertung fehlte das nötige Glück. Leider kam dieses Hoch zu spät, es gibt aber Auftrieb für des Mittlere-Play-Off.”
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Die Tage als SCE-Trainer waren für Prof. Alfred Eisele aber schon damals gezählt, denn es wurde schon ein möglicher Nachfolger hoch gehandelt: Hermann Krenn.
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Bescheidene 300 Zuschauer kamen dann zum letzten Spiel gegen den SK Austria Klagenfurt ins Lindenstadion und sahen “Fußball zum Abgewöhnen”, den der SCE aber immerhin erfolgreich gestalten konnte: Durch Tore von Mock und Perstling (Elfmeter), die aber erst in den Minuten 78 und 81 erzielt wurden, gewann man mit 2:0 gegen das abgeschlagene Tabellenschlußlicht.
Der SCE landete auf dem zehnten Platz und wurde von der Vienna, dem GAK und den Klagenfurtern ins Mittlere-Play-Off begleitet, wo die vier Top-Vereine der 2. Division VfB Mödling, Vorwärts Steyr, Austria Salzburg und DSV Alpine warteten.
Besser machte es da die schon seit Saisonbeginn von Prof. Alfred Eisele betreute U21-Mannschaft des SCE. Die belegte nämlich Platz Vier der 1. Division-U21-Meisterschaft.
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In den Tagen nach dem letzten Spiel wurde dann Hermann Krenn als neuer Trainer des SC Eduscho Eisenstadt präsentiert und Prof. Alfred Eisele übernahm wieder die Funktion des Co- sowie U21-Trainers.
In seinen 48 Tagen als SCE-Trainer absolvierte Prof. Alfred Eisele drei Bundesliga-Spiele, gewann davon zwei und verlor eines – keine schlechte Bilanz.
Nun wissen wir, dass sich Herr Eisele keineswegs wegen Erfolglosigkeit in der Liste der Kurzzeit-Trainer befindet und die Bezeichnung “Entlassung” ziemlich hart ist.
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Anhang:
Für Hermann Krenn – und den SCE – verliefen die Spiele im “MPO” (ich will’s nicht mehr ausschreiben!) keineswegs nach Plan. Drei magere Siege, vier Remis und sieben Niederlagen reichten nicht aus. Vor allem, weil man nach neun Runden auf Platz Drei liegend die restlichen fünf Spiele allesamt verlor! Der SCE war in die 2. Division abgestiegen und steuerte auf das Konkursverfahren zu…
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