… der SC Eisenstadt Rapid besiegte!
An jenem Samstag lud der SC Eisenstadt im Rahmen der vorletzten Meisterschaftsrunde ab 16 Uhr 30 zum letzten Heimspiel der Nationalliga-Saison 1975/76. Zu Gast im Eisenstädter Schlosspark war Rapid.
Zum Abschluss der Punktejagd präsentierte der SCE dem überschaubar anwesenden Publikum eine ganz junge Mannschaft, die zu Beginn vor den keineswegs überragend spielenden Rapidlern mächtig Respekt hatte. Von den damaligen „Routiniers“ stand nur Solleder im Team und es zeigte sich, wie wichtig der an diesem Samstag zuschauende Alfred Eisele für die Mannschaft des SCE war. Eisele saß nämlich eine Rot-Sperre ab, die er eine Woche zuvor in Wiener Neustadt ausgefasst hatte. Aber dennoch sollte dieser Juninachmittag recht erfolgreich werden!
In der 27. Minute ließ Peter Kloiber gut zwanzig Meter vor dem gegnerischen Tor einen Bombenschuss los, der das 1:0 für die Burgenländer bedeutete. Nach diesem Treffer wich auch die Nervosität der Eisenstädter Mannschaft.
Kurz nach dem Seitenwechsel erhöhte Erwin Schneider auf 2:0, und nun zeigte die junge Mannschaft, welches Talent in ihr steckte. Das Werkl lief auf Hochtouren und die Rapidler wurden zu Statisten degradiert. In der 57. Minute stellte Schneider auf 3:0 und ab der 70. Minute wurde an der Anzeigetafel die 3 mit einer 4 ausgetauscht. Das Tor schoss Mayer.
Dass Rapid in der 80. Minute noch der Ehrentreffer gelang, störte niemanden besonders. Der SCE besiegte am 19. Juni 1976 Rapid klar mit 4:1.
DOCH HALT! Der gut informierte SCE-Fan wird schon längst einen gewissen Zweifel gehegt haben. Der Gedanke: „Der SCE hat doch nie gegen Rapid gewonnen.“, wird ihm – oder ihr – (eher ihm) gekommen sein. Stimmt auch, aber eben nicht ganz.
An jenem 19. Juni 1976 gewann der SCE gegen den abstiegsgefährdeten SV Rapid Lienz aus Osttirol. Die Nationalliga war damals die zweithöchste Spielklasse, in die der SCE knapp ein Jahr davor aus der Bundesliga abgestiegen war.

BF-Onlinearchiv: Vor dem Duell mit Rapid Lienz.

BF-Onlinearchiv: SCE vs. Rapid Lienz

BF-Onlinearchiv: SC Eisenstadt vs. Rapid Lienz 4:1
Faksimile: BF-Onlinearchiv
Siege gegen Vereine, deren Vereinsnamen „R a p i d“ beinhaltet, waren für den SCE im Pflichtspielbetrieb dünn gesät: In der Regionalliga-Ost-Saison 1962/63 gab es im Lindenstadion ein 5:4-Torfestival gegen Rapid Oberlaa und in der Ostliga-Saison 2006/07 gewann der SCE gegen die Amateurmannschaft des SK Rapid Wien auswärts mit 3:1.
Gegen den SK Rapid Wien schaut die ewige Bilanz recht katastrophal aus:
Im Meisterschaftsbetrieb gab es dreißig Duelle, von denen die Hütteldorfer neunzehn gewannen und elf Spiele endeten unentschieden.
Die „erfolgreichsten“ Saisonen aus Eisenstädter Sicht waren die Nationalliga-Saison 1972/73 sowie die Bundesliga-Saison 1984/85, denn in diesen beiden Spielzeiten blieb der SCE gegen Grün-Weiß stets ungeschlagen (alle vier Partien endeten mit einem 1:1-Remis).
Im ÖFB-Cup traf der SCE sechsmal auf den SK Rapid Wien und ging stets als Verlierer vom Platz.
Anmerkung zur Saison 1975/76: Das Hinspiel im Lienzer Dolomitenstadion fand im März 1976 statt, da es im Winter ’75 abgesagt werden musste. Der „Favorit“ aus Eisenstadt strauchelte in Osttirol, ging das Spiel doch mit 0:1 verloren. Ein ungeschicktes Foul führte zu einem Elfmeter, den die Lienzer zu nutzen wussten. Am Ende der Meisterschaft war die Mission „Wiederaufstieg“ für den SCE gescheitert. Der SV Rapid Lienz stieg zusammen mit Rätia Bludenz und dem Kapfenberger SV ab, sorgte aber im ÖFB-Cup für Furore!
Während der SCE beim Rennweger SV bis zur 85. Minute auf die Erlösung warten musste (1:0-Siegtreffer durch Erwin Schneider), gewann Rapid Lienz beim WSV Liezen mit 2:0. In der 2. Runde gewann der SCE auf der Hohen Warte beim First Vienna Football Club 1894 mit 2:0 und die Osttiroler drehten nach einem frühen Rückstand die Partie gegen den Wolfsberger AC noch um und stiegen nach diesem 2:1-Sieg ins Achtelfinale auf.
Die Losfee zog für den SCE Rapid – diesmal jenes Rapid aus Wien!
Vor nur knapp 2.000 Zuschauern brachte Alfred Eisele die Burgenländer im Lindenstadion in der 19. Minute in Führung, doch gegen Ende der Partie traf ein gewisser Johann K. zweimal in die Maschen und warf den SCE aus dem Bewerb. Einen Tag später bezwang Rapid Lienz den LASK im Dolomitenstadion mit 1:0 und zog ins Viertelfinale ein.
Am 4. Mai 1976 duellierten sich die Lienzer mit den Zweitligakollegen vom Wiener Sport-Club/Post um den Aufstieg ins Halbfinale des österreichischen Fußball-Cups. Nachdem es zur Pause 1:1 stand, ließen zwei späte Tore die Heimischen so richtig in Jubel ausbrechen. Rapid Lienz stand nach dem 3:1-Sieg im Halbfinale, wohin es auch Rapid Wien, SSW Innsbruck und der SK VÖEST aus Linz geschafft hatten.
Lienz bekam es auswärts mit Innsbruck zu tun, die in der Meisterschaft hinter Austria/WAC auf Platz Zwei lagen und zudem auch noch im Finale des Mitropa-Cup gegen Velez Mostar standen.
Im Halbfinale des ÖFB-Cup war für den Tabellennachzügler der Nationalliga jedenfalls Endstadion. Auch wenn sich der Bundesliga-Zweite aus Innsbruck nicht mit Ruhm bekleckerte, reichte die Darbietung zu einem 2:1-Erfolg.
Das in zwei Spielen ausgetragene Finale ging an den SK Rapid Wien, der nach einem 1:2 in Innsbruck in Wien mit 1:0 gewann und somit dank der Auswärtstorregel österreichischer Cupsieger wurde.
Dafür holten sich die Tiroler die Mitropa-Cup-Krone, denn nach einem 3:1 am Innsbrucker Tivoli gewannen sie auch das Rückspiel in Bosnien gegen Velez Mostar vor gut und gerne 15.000 Zuschauern mit 3:1. Dies sollte für lange Zeit der letzte Sieg einer österreichischen Mannschaft im Mitropa-Cup gewesen sein. Erst 1984 kam der Sieger (vor allem deswegen, weil kein rot-weiß-rotes Team daran teilgenommen hat) wieder aus Österreich. Wie der Sieger damals hieß, sollte jedem SCE-Fan bestens bekannt sein …
F I N
© Gerhard Tinhof / sce1907.wordpress.com