In den ersten Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges spielte der Sportclub Eisenstadt nur eine untergeordnete Rolle im burgenländischen Fußball. Im Sommer 1950 schaffte der SCE den Aufstieg in die oberste Liga des Burgenlandes, doch schon im Jahr darauf fanden sich die Hauptstädter in der 1. Klasse Nord (bzw. 1. Klasse A) wieder.
In der Landesliga 1950/51 wehte schon ein rauerer Wind, traf der SCE doch nun auf die Größen im rot-goldenen Fußball wie beispielsweise den SC Oberwart, den ASV Siegendorf, den ASV Neufeld und den SC Pinkafeld. Je näher das Saisonende kam, desto bedrohlicher wurde die Abstiegsgefahr. Mit dem ASV Kittsee stand zwar schon ein Absteiger fest, doch für den elften Tabellenplatz, der ebenfalls den Abstieg bedeutete, empfahlen sich noch drei Vereine: der ASV Sonnenberg Hornstein, der SV Rechnitz und der SC Eisenstadt.
Sein vorletztes Spiel musste der SCE gegen den SC Neusiedl/See gewinnen, um die Chance auf den Klassenerhalt am Leben zu halten. Als zur Pause gepfiffen wurde, sah es ganz und gar nicht gut aus, denn durch einen Fehler des SCE-Keepers gingen die Gäste aus Neusiedl mit 1:0 in Führung. In der zweiten Halbzeit gelang dann Sevegyato der Ausgleich, doch schon mit dem nächsten Spielzug gingen die Neusiedler erneut in Führung. Die Eisenstädter gaben aber nicht auf und konnten durch Nemeth erneut ausgleichen und spielten nun den SC Neusiedl/See an die Wand. Sevegyato, Luckenberger, Nemeth und abermals Sevegyato stellten auf 6:2 für den SCE.
Da aber auch die Konkurrenz punktete – Hornstein gewann gegen Mattersburg 4:2 und Rechnitz trennte sich von Hirm mit 1:1 – musste nun das letzte Spiel unbedingt gewonnen werden – bei gleichzeitigen Punkteverlusten der beiden anderen Klubs -, um in der Landesliga zu bleiben.
Die Reise führte nach Mattersburg, wo sich die Hausherren weit besser als in Hornstein präsentierten und auch schnell eine 2:0-Führung erzielen konnten. Dank dem Anschlusstreffer Luckenbergers ging es mit einem 1:2-Rückstand in die zum Teil beflaggten Kabinen. Nach der Pause gingen die Mattersburger durch einen Elfmeter gar mit 3:1 in Führung und in weiterer Folge hatte der SCE keine Chance mehr auf den Sieg und den etwaigen Klassenerhalt. Das zweite SCE-Tor bei dieser 2:6-Niederlage erzielte Fleck und an dieser Stelle möchte ich noch aus dem BF-Bericht zitieren: “Der Sieg in diesem Ausmaß entspricht den gezeigten Leistungen beider Mannschaften. Trotzdem ein Wort an die Mattersburger: War es nötig, Fleck nach dem gelungenen Torschuß eine Ohrfeige zu verabreichen? Die Trauerfahne bei der Kabine für den SC Eisenstadt zeigt auf keinem Fall von Sportkameradschaft.”
Somit ging das erste Landesliga-Jahr des SCE mit dem sofortigen Abstieg zu Ende. Bei der Ligaausschußsitzung wurde zwar noch die Aufstockung der Liga diskutiert, aber von den meisten Vereinen abgelehnt. Mehr Vereine bedeuten mehr Aufwand. Vor allem mehr Fahrtkosten, die sich nicht alle leisten können.
Am 26. August 1951 begann die Meisterschaft der 1. Klasse Nord mit dem Auswärtsspiel in Wulkaprodersdorf, welches mit einem 2:5-Debakel endete. Ein paar Spieler dürften das Spiel bei einem “Kleinen” wohl nicht ganz ernst genommen haben und zudem soll der SCE – so der Spielbericht in der BF – keine Mannschaft sondern elf Einzelspieler am Feld gehabt haben.
Aber auch eine Woche später gab es keine Besserung. Beim zweiten Auswärtsspiel in Folge – diesmal in Parndorf beim SC – fehlten ein paar “Stammspieler”, deren Ersatzspieler der Sache auch nicht gewachsen waren. Der SCE ging beim SC Parndorf mit 0:3 unter und war nun Schlußlicht der Liga.
Das erste Heimspiel gegen Wimpassing konnte dann nicht ausgetragen werden und das Duell am nächsten Wochenende gegen den Mitabsteiger Kittsee konnte nicht über volle 90 Minuten gespielt werden, denn als der Schiedsrichter in der zweiten Halbzeit dem SCE einen Penalty zusprach verweigerten die Kittseer dessen Ausführung. Der Schiedsrichter brach die Partie ab und der SCE, der zu diesem Zeitpunkt 2:0 führte, bekam die Punkte zugesprochen.
Nach einer zweiwöchigen Pause ging es mit dem ersten Heimspiel weiter. Gast auf der “Halt” war Stinkenbrunn (heute Steinbrunn), das mit 2:0 besiegt wurde. Die Treffer erzielten Sövegiato (neue Schreibweise) und Juschitz.
Der Erfolgslauf geriet dann in Frauenkirchen beim ASV ins Stocken, denn das Spiel ging mit 1:4 verloren, wodurch der SCE den Anschluß an die Spitzengruppe der Liga versäumte.
Das Nachtragsspiel gegen Wimpassing kam da gerade recht, denn dieses wurde mit 4:1 gewonnen und der wieder zu alten Kräften gelangte Luckenberger erzielte dabei zwei Tore.
Als nächster Gegner kam Nickelsdorf nach Eisenstadt. Vor dieser Partie wurden den Nickelsdorfer alle bisher erspielten Punkte (vier an der Zahl) wegen Verbandsschulden abgezogen! Ähnliches widerfuhr dem SCE im Jänner 2006, als dieser wegen Schulden beim BFV (€ 6.484,90) bis zur vollständigen Begleichung für den Spielbetrieb gesperrt wurde.
Heutzutage dürfte sich in solchen Beziehungen schon einiges geändert haben, da kann der Verband selbst Forderungen in Höhe von € 21.140,-* (ja, Einundzwanzigtauseneinhundertvierzig Euro!) an einen burgenländischen Verein haben.
*Näheres über die € 21.140,- kann im Sitzungsprotokoll des Gemeinderates der Freistadt Eisenstadt vom 8. September 2015 nachgelesen werden.
Aber zurück zum Spiel gegen Nickelsdorf, denn das endete mit einem 5:4-Sieg (!) der Gäste!
Es folgte das Auswärtsspiel in Leithaprodersdorf, in dem sich die SCE-Spieler wieder als besonders kraftlos präsentierten und verdient mit 2:5 unter gingen.
Nach diesen beiden Niederlagen war der Sieg in Gols dafür umso schöner. Über den Verlauf und das Drumherum beim 4:3-Sieg des SCE möchte ich rein den BF-Bericht sprechen lassen: “Dasselbe, das über das Zillingtaler* Sportpublikum zu sagen war, gilt für die Golser Fanatiker. Den Zuschauern in Gols dürfte der gute Wein in den Kopf gestiegen sein, da es immer wieder zu Exzessen von Betrunkenen kommt. Der Golser Vereinsleitung wäre zu empfehlen, die Zuschauer an Ketten zu schmieden, um Auswüchse, die nur Schaden für den Verein bringen, hintanzuhalten. Eisenstadt, das mit etlichen Ersatzleuten antreten mußte, konnte gut gefallen und vor allem der linke Flügel mit Ehrenreiter und Nemeth zeigte erlesenste Fußballkunst. Fleck als Mittelläufer war ein ruhender Pol, aber auch Wagenhofer im Tor begeisterte. Bei Gols waren die beiden Verbinder und der Mittelläufer wirklich ausgezeichnet. Nach einer ausgeglichenen ersten halbzeit übernimmt Eisenstadt das Kommando und gibt es erst in der letzten Viertelstunde ab. Fleck wurde von den Zuschauern geschlagen, als er in der Outlinie ausrutschte und stürzte. Schiedsrichter Schulz war nicht immer sattelfest und wurde von den Zuschauern ebenfalls bedroht.“
*Hier auch noch, was die BF über die Zillingtaler schrieb: “In Zillingtal ereignete sich in dieser Runde ein Publikumsskandal. Es ist bedauerlich, daß immer wieder Zuschauer ihre Verein durch Unbedachtsamkeit und übertriebenen Fanatismus in Verlegenheit bringen. Das Spiel selbst, das in der 15. Minute der zweiten Halbzeit abgebrochen wurde, zeigte Wimpassing im Vorteil, und nach einem vermeintlichen Foul des Gästetormannes stürmten die Zuschauer auf den Platz. Wenn nun de Verein eine schwere Strafe hinnehmen muß, kann er sich bei seiner fanatischen Anhängerschaft dafür bedanken.“
Beim Heimspiel gegen den UFC Frauenkirchen war der SCE die klar bessere Mannschaft, schaffte es aber nicht, die Überlegenheit in Tore umzuwandeln. Es stand 1:1 als die Frauenkirchner, die speziell im Nörgeln und bei Unsportlichkeiten die Besseren waren einen Spielabbruch verschuldeten. In weiterer Folge wurden dem SCE beide Punkte zugesprochen.
Auch am nächsten Sonntag, als der SCE die Zillingtaler bei sich begrüßte, waren die Hauptstädter die spielerisch bessere Mannschaft. In der ersten Halbzeit kamen die Gäste aus Zillingtal “nur” zweimal vor das Gehäuse von SCE-Keeper Wagenhofer, doch das reichte aus, um mit einer 2:0-Führung die Seiten zu wechseln. In der zweiten Halbzeit setzte der SCE nun alles daran auch selbst ins Tor zu treffen und gewann nach 90 Minuten doch noch mit 4:2!
Unglaublich, aber wahr. Bei all den Spielabbrüchen und Punkteabzügen lag der Sportclub Eisenstadt nun punktegleich mit dem SC Parndorf an der Tabellenspitze der 1. Klasse A.

BF-Onlinearchiv: Die Herbstmeisterschaft der 1. Klasse A
Im März 1952 lief der Spielbetrieb in der Liga wieder an. Die Vorbereitung war für den SCE ausgeglichen und man wusste, dass es nicht jede Woche ein solch ein Ergebnis wie im Testspiel gegen den SC Trausdorf geben würde, denn dieses endete mit einem 16:1-Sieg.
Erster Gegner des SC Eisenstadt war Wulkaprodersdorf, bei dem sich der SCE für die 2:5-Herbstniederlage revanchieren wollte. Mit einem 3:1-Sieg ist dies dann auch gelungen.
Es folgte das Duell der beiden Spitzenreiter. Beide wussten um die Bedeutung dieser Partie und wollten natürlich gewinnen, um ganz alleine an der Tabellenspitze zu stehen. Entsprechend nervös begannen beide Teams. Die erste Halbzeit verlief daher etwas unspektakulär, dafür wurden die zweiten 45 Minuten spannungsgeladener. Es kam zu Chancen auf beiden Seiten, wobei die Eisenstädter glücklicher beim Verwandeln dieser waren. Und das, obwohl sie drei Stützen (Peinsipp, Paszik und Sövegiato) ersetzen mussten.
Die Parndorfer mussten mit einer 1:3-Niederlage im Gepäck die Heimreise antreten.
Der neue Tabellenführer gab sich dann in Wimpassing keine Blöße und siegten nach einer lauen ersten Halbzeit glatt mit 5:0. Besonders wichtig war aber auch die Heimniederlage der Parndorfer gegen Leithaprodersdorf (0:2), denn nun hatte der SCE einen Dreipunktevorsprung auf den neuen Verfolger – ASV Frauenkirchen.
Dank seiner drückenden Überlegenheit gewann der SCE anschließend das Spiel gegen den ASV Kittsee mit 3:0 – “nur” mit 3:0, denn hätten die Eisenstädter Stürmer ihr Visier etwas genauer eingestellt, hätte der Sieg weitaus höher ausfallen können. Doch auch mit diesen zwei Punkten war der SCE mehr als zufrieden, denn Verfolger ASV Frauenkirchen verlor das Derby gegen den UFC Frauenkirchen mit 1:2, was einen Vierpunktevorsprung auf den SC Parndorf sowie den UFC Frauenkirchen bedeutete. Der ASV Frauenkirchen lag sogar fünf Punkte hinter dem SC Eisenstadt.
Nach den Osterfeiertagen gastierte der SCE in Stinkenbrunn, wo der Osterfriede schnell verflogen war. Das Spiel wurde sehr brutal geführt und auch seitens der Zuschauer gab es Ausschreitungen, die mit einem Platzsturm und der Verfolgung des Schiedsrichter ihren Höhepunkt fanden. Das Spiel musste abgebrochen werden. Der SCE führte zu diesem Zeitpunkt mit 2:0.
Beim Schlagerspiel gegen den ASV Frauenkirchen ging es in Eisenstadt schon ruhiger zu. Obwohl die Gäste schon in der fünften Minute einen Spieler durch Ausschluß verloren, konnten sie die Partie bis zur 75. Minute offen halten. Dennoch konnte der SCE auch diese Partie gewinnen, wenn auch nur knapp mit 2:1.
Das fällige Auswärtsspiel führte den SCE nach Nickelsdorf, wo ein heftiger Wind über die Felder Pannoniens bließ. Die Hausherren kamen mit diesen Bedingungen besser zurecht und hielten den Ball am Boden, während sich der nicht in Normalform befindliche Tabellenführer mehr als schwer tat. Der 6:1-Sieg der Nickelsdorfer ging somit völlig in Ordnung. Da aber alle drei Verfolger Siege feierten, schmolz der stolze Vorsprung, auch wenn vorerst nur der UFC Frauenkirchen direkt gefährlich werden konnte.
Für diesen Ausrutscher mussten die Leithaprodersdorfer büßen. Der diesmal wie aus einem Guss spielende SCE fegte mit 7:0 über seine Gäste hinweg, wobei Fuhrmann besonders aus dem Mannschaftsgefüge heraus stach.
Mitte Mai 1952 führte der SC Eisenstadt nun mit 30 Punkten vor dem UFC Frauenkirchen (28 Punkte), dem SC Parndorf (25 Punkte) und dem ASV Frauenkirchen (25 Punkte).
Im Rahmen der 20. Meisterschaftsrunde gastierte der SCE beim Vorletzten in Zillingtal. Bei beiden Teams spielte sich die Verteidigung in den Vordergrund, während die Stürmer kaum Akzente setzen konnten. Dazwischen wurde das Spiel sehr hart geführt und erst in der allerletzten Minute gelang dem SCE das erlösende 1:0. Zeitgleich hatte der SC Parndorf den UFC Frauenkirchen mit 4:0 zerlegt.
Bei nur mehr zwei ausständigen Partien führte der SCE vier Punkte vor dem UFC Frauenkirchen und hatte das weitaus bessere Torverhältnis. Das bedeutete, dass nur mehr ein Punkt nötig war, um Meister der 1. Klasse Nord zu werden und damit auch die Rückkehr in die burgenländische Landesliga zu schaffen.
Der Spielplan sah vor, dass nach fast dreiwöchiger Pause (u. a. Pfingsten samt Niederlage im Test gegen Feuerwehr Wien) das Heimspiel gegen die Golser und nicht das Duell mit dem UFC Frauenkirchen der ersten Matchball um den Meistertitel werden sollte.
Während der UFC Frauenkirchen in Wulkaprodersdorf mit 1:2 verlor, gewann der Sportclub Eisenstadt gegen Gols mit 4:0 und feierte anschließend die Rückkehr in die Landesliga, was nach den ersten Meisterschaftsspielen im Herbst 1951 wohl keiner mehr für möglich gehalten hätte.
Zum letzten Meisterschaftsspiel entsandte der SCE eine bessere 1b-Mannschaft nach Frauenkirchen, die beim UFC 0:4 verlor.
Der SCE hatte seinen zweiten Meistertitel in der 1. Klasse errungen und freute sich auf Abenteuer Landesliga, das im Herbst starten sollte. Dabei ging es auch um die Vormachtsstellung in Eisenstadt, spielte doch der SC NEWAG Eisenstadt seit einem Jahr in der Landesliga. Doch das ist eine andere, schon niedergeschriebene Geschichte – siehe “Belebende Stromstöße”.

Burgenländische Fußballgeschichte.
Die Saison 1951/52 beendete der SCE jedenfalls vier Punke vor dem SC Parndorf und dem UFC Frauenkirchen sowie gar sieben Punkte vor dem ASV Frauenkirchen.

BF-Onlinearchiv: Der Meisterschaftsabschluß
