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Clanhewelin

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Im Sommer 1958 betrat ein neuer Fußballklub die Bühne des burgenländischen Ligasystems. Natürlich wurde der Neuling der untersten Liga im Mikrokosmos seines Bezirkes zugeordnet. Dies war die 2. Klasse B Nord, wo eine Reihe von interessanten Derbys auf den jungen Verein aus Kleinhöflein warteten.

Und da sich heutzutage in Eisenstadt fast alles um St. Georgen dreht, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass man meinen würde, die Umbenennung Eisenstadts in St. Georgen stünde kurz bevor, erzähle ich hier kurz die Fußball-Geschichte jenes Stadtteils, der bis Herbst 1970 eine eigenständige Gemeinde war.

In der ihnen zugeordneten Liga sollten die Kleinhöfleiner sogar auf zwei Vereine aus Ortschaften treffen, mit denen man in einigen Jahren die selbe Postleitzahl teilen sollte: den ASKÖ Eisenstadt sowie dem Klub aus Sankt Georgen.
Dazu gesellten sich unter anderem Nachbar Großhöflein, Müllendorf und Sankt Margarethen.
Doch bevor es zum Saisonstart kam, zogen sich die Schurldorfer vom Spielbetrieb zurück. Somit wurde es nichts mit diesem „Derby“ in der 2. Klasse.

In ihrer ersten Herbstsaison machten sie keine halben Sachen, gewannen vier Spiele und gingen fünfmal als Verlierer vom Platz. In der Zehnerliga führte über den Winter Donnerskirchen (8-0-1) vor Müllendorf (7-0-2) und Purbach (6-1-2). Der Klub aus der Landeshauptstadt rangierte an vorletzter Stelle.

Das erste „Höfleiner-Derby“ endete mit einem 2:0-Sieg von Großhöflein, dafür gelang den Kleinhöfleiner in Eisenstadt ein 3:0-Auswärtssieg. Der ASKÖ Eisenstadt verfügte laut BF-Berichterstatter über keinen einzigen Stürmer, der einen herzhaften Torschuß wagen würde, und kam deshalb wiedereinmal unter die Räder.

Im Frühjahr wurde den Kleinhöfleinern die „Ehre“ zu teil der erste Verein zu sein, der gegen das noch punktelose Schlusslicht Zagersdorf verlor. Und das gleich mit 3:6!
Gegen Müllendorf gab es am folgenden Sonntag dann sogar ein 0:10-Debakel und im Heimspiel gegen Nachbar Großhöflein mussten sie sich mit 0:1 geschlagen geben.
Die Niederlagenserie ließ sie auf Platz Acht festsitzen, punktegleich (zehn Zähler) mit dem ASKÖ Eisenstadt. Gefahr von unten gab es kaum, denn Breitenbrunn und Zagersdorf schafften es nicht ihre fünf beziehungsweise zwei Pünktchen aufzubessern.

Übrigens: Die 0:1-Niederlage gegen Großhöflein wurde von der STRUMA nachträglich auf 0:3 erhöht. Grund: mangelhafte Vorsorge.

Bei der Pfingst-Doppelrunde gab es dafür daheim gegen den SV Sankt Margarethen das erste Unentschieden der Geschichte der Kleinhöfleiner zu bewundern (2:2), beim zweiten Spiel hätte es beinahe auch ein Unentschieden geben können, doch Purbach gewann schlussendlich mit 3:2.

Zum Abschluß der ersten Meisterschaft trat Kleinhöflein im Eisenstädter Lindenstadion gegen den ASKÖ an (der Kleinhöfleiner-Platz war wegen den Vorkommnissen gegen Großhöflein gesperrt worden) und gewann gegen die zusammenhangslos agierenden Hauptstädter locker mit 7:1. Anschließend besiegte der SC Eisenstadt die Riedlingsdorfer mit 5:3 und verabschiedete sich als Meister der burgenländischen Landesliga in Richtung neu gegründeter Regionalliga Ost.

Faksimile: BF Onlinearchiv
Tabelle 1958 59

Faksimile: BF Onlinearchiv
Tabelle 2 1958 59
Die neue Saison stand schon vor der Tür und wie damals üblich, änderte sich einiges am laufenden Band. Der SC Zagersdorf stellte den Spielbetrieb ein, wodurch die 2. Klasse B Nord neu ausgelost werden musste, in der nun auch wieder der reaktivierte Sportclub der Freistadt Rust dem Ball nachjagte und die Eisenstädter ASKÖ-Fußballer taten sich mit den Postlern zusammen. Der Verein hieß nun ASKÖ Postsport Eisenstadt.

Die erste Runde brachte sogleich die beiden Nachbarn Klein- und Großhöflein zusammen. Der Kleinhöfleiner Lidl präsentierte sich zu Saisonbeginn in Hochform und erzielte alle drei Tore beim 3:1-Derbysieg.

In der fünften Runde trug Kleinhöflein sein Heimspiel in Großhöflein aus, da ihr Platz wieder einmal gesperrt war. Das Spiel gegen Müllendorf wurde hart geführt und beim Stand von 1:0 für die Gäste abgebrochen, da nach einem Raufhandel Großhöfleiner Zuschauer auf das Spielfeld stürmten und die Müllendorfer Mannschaft vor dem Mob floh.

Wochen später musste man für das Heimspiel gegen ASKÖ Post Eisenstadt ins Lindenstadion ausweichen und endete mit einer 2:3-Niederlage.
Das letzte Meisterschaftsspiel ging dann beim am weitesten entfernten Verein – dem FC Winden – mit 0:3 verloren und tabellarisch lag man im Mittefeld. Herbstmeister wurde Müllendorf vor der Freistadt Rust und den Postlern aus Eisenstadt.

Als die Frühjahrmeisterschaft begann, war unter anderem Kleinhöflein einen Sieg wieder los, denn die Breitenbrunner spielten nicht mehr weiter, weshalb alle Ergebnisse gestrichen wurden.

Somit begann das Frühjahr mit einer 1:3-Niederlage in der kleinen Freistadt Rust, rehabilitierten sich anschließend aber mit einem 3:1-Heimsieg über den SV Sankt Margarethen.
Dann stand das Spiel beim Tabellenführer in Müllendorf auf dem Programm, doch als der Schiedsrichter in der 56. Minute – es stand 5:0 für die Heimischen – gleich zwei Kleinhöfleiner des Feldes verwies, verweigerten diesen den Abgang, woraufhin das Spiel einfach abgebrochen wurde. Währenddessen übernahmen die Ruster dank eines 13:0-Schützenfestes über Oslip die Tabellenführung.

Nach der fälligen Strafverifizierung sowie des zwölften Sieges im zwölften Spiel – 10:0 beim ASKÖ Post Eisenstadt – holte sich Müllendorf den Spitzenplatz wieder zurück. Kleinhöflein gewann indes beim unteren Tabellennachbarn Oslip mit 5:1 und hob sich dadurch auf Platz Sechs empor.

Als man ein paar Wochen später nach Eisenstadt fuhr, warteten dort nur zehn Spieler auf die Kleinhöfleiner. Als dann auch noch Perlinger und Bauer verletzt ausschieden und Pöllinger einfach so vom Platz ging, brach der Kleinhöfleiner Schiedsrichter die Partie ab. Zu diesem Zeitpunkt stand es 3:0 für Kleinhöflein.

Am nächsten Sonntag wartete Kleinhöflein vergeblich auf die Gäste aus Winden und der ASKÖ Postsport Eisenstadt blieb vom Duell in Purbach fern. Beide Spiele wurden mit 3:0 für die Wartenden gewertet.

Ihre zweite Meisterschaft ging zu Ende und man konnte über Platz Vier durchaus zufrieden sein. Meister wurde Müllendorf, das nur einen einzigen Punkt verlor. Dahinter der starke Neueinsteiger aus Rust.

Faksimile: BF Onlinearchiv
Tabelle 1959 60
Die 2. Klasse B Nord der Saison 1960/61 blieb eine Neunerliga. Meister Müllendorf verabschiedete sich ja in die 1. Klasse B Nord und wurde vom SV Mörbisch ersetzt, der aber nicht von oben kam, sondern nach sieben Jahren Schönheitsschlaf wieder aufgeweckt wurde.
Der ASKÖ Postsport Eisenstadt zog sich vom Spielbetrieb zurück, doch auch in dieser Saison war Eisenstadt in der 2. Klasse vertreten, denn die 1b des SC Eisenstadt wechselte von der 1. Klasse in die letzte Liga des Landes.

Das Auftaktspiel gewann Kleinhöflein daheim gegen Großhöflein mit 4:3. Die Gäste waren die bessere Mannschaft und führten mit 3:1. Es wird berichtet, dass Schiedsrichter Schrabeck eine fürchterliche Leistung bot und Großhöflein benachteiligte. So soll er den Gästen zwei Elfmeter vorenthalten und dafür den Kleinhöfleinern zwei Penalties zugesprochen haben.

Als dann die zweite Runde ausgetragen wurde – und Kleinhöflein in Oslip 3:5 verlor – umfasste die 2. Klasse B Nord plötzlich nur mehr acht Vereine. Die 1b des SC Eisenstadt war aus der Tabelle verschwunden und schien auch sonst nirgends mehr auf.

Gegen Ende der zusammengeschrumpften Meisterschaft gelang es den Kleinhöfleinern zwei Siege und zwei Remis zu erreichen, dank derer sie noch auf Platz Vier landeten. Bei acht Punkten hatten sie nur zwei Punkte Rückstand auf Tabellenführer Purbach, dahinter landeten die Mörbischer auf Platz Zwei. Der Dritte Rust sowie der Fünfte Oslip hatten ebenfalls acht Punkte. Sechster waren die Sankt Margarethener mit sieben Zählern und am Ende tümpelten Winden und Großhöflein schon etwas abgeschlagen herum.

Die Vorstädter absolvierten ein erfolgreiches Vorbereitungsprogramm mit Siegen über Wulkaprodersdorf und Wimpassing, doch als es dann wieder um Punkte ging, versagten die Nerven. Und das ausgerechnet gegen den Tabellenletzten und großen Rivalen Großhöflein (0:2).
Da in den ersten der wenigen Rückrundenspiele kaum Punkte dazukamen, brauchte man sich in Sachen möglichen Aufstieges keine weiteren Gedanken machen.

Im vorletzten Spiel gastierte man beim bereits als Meister feststehenden SC Freistadt Rust nahe des alten Stadttores und verlor trotz zweimaliger Führung knapp mit 2:3. Am letzten Fußball-Sonntag warteten die Kleinhöfleiner Mannschaft vergeblich auf die Truppe des Tabellenletzten aus Winden.
Durch diese Unsportlichkeit wurden das Spiel mit 3:0 strafverifiziert und Kleinhöflein Fünfter der Liga. Purbach konnte durch ein 5:1 gegen Großhöflein punktemäßig mit den Rustern gleichziehen, doch das Torverhältnis sprach eindeutig für die Freistädter. Neuling Mörbisch wurde auf Anhieb Dritter, Sankt Margarethen Vierter.

Es war nicht einfach, in der „Schutzgruppe“ zu existieren. Manche Vereine traten einfach nicht zu den Spielen an, Schiedsrichter blieben oft den Partien fern und mediales Interesse war gering. Zudem war – wie im Fall der 2. Klasse B Nord – eine Achterliga nicht gerade eine besonders Erlebenswerte.

Faksimile: BF Onlinearchiv
TAbelle 1960 61
Das Leben ging aber weiter, und schon stand die Saison 1961/62 vor der Tür. Nach einer ordentlichen Neuordnung des Ligasystems war man auf einmal ein Verein der 1. Klasse, doch nicht mehr dem Norden sondern der Mitte. Durch die Einführung der 2. Ligen wurden die meisten „Zweitklassler“ den neuen 1. Klassen zugeteilt. Kleinhöflein kam zusammen mit Rivalen Großhöflein in die 1. Klasse A Mitte, die zwölf Vereine beinhaltete.

In der ersten Runde reisten die Kleinhöfleiner nach Rohrbach, wo ihr Spiel gegen den ASK Marz ausgetragen wurde. Dabei konnten sie sogar einen 3:0-Sieg einfahren.
Das erste Heimspiel fand dann gegen den alten Bekannten aus Großhöflein statt und man trennte sich brüderlich mit 3:3-Unentschieden.
Auch nach dem dritten Spiel  – das auswärts gegen Zagersdorf 2:2 endete – war man noch ohne Niederlage.
Man blieb es aber nicht lange, denn gegen Krensdorf mussten sich die Kleinhöfleiner daheim mit 2:4 geschlagen geben.

Der Rest des Herbstes verlief keinesfalls zufriedenstellend. Nach dem elften Spiel lag Kleinhöflein mit neun Punkten auf Rang Acht, zwei Punkte hinter Großhöflein. Tabellenführer war der ASK Baumgarten, der alle elf Spiele gewinnen konnte.

Das Derby fand im Frühjahr in der 22. und zugleich letzten Runde der Meisterschaft statt. Vor gut 200 Zuschauern, gelang den Großhöfleinern ein glücklicher aber durchaus verdienter 3:2-Sieg.

Baumgarten wurde überlegener Meister vor Bad Sauerbrunn. Kleinhöflein rutschte noch auf den neunten Platz ab und konnte den Rivalen aus dem Nachbarort nicht überholen.

Faksimile: BF Onlinearchiv
Tabelle  1961 62
Alles neu in der neuen Saison hieß es auch zum Saisonstart 1962/63, denn das abgeschlagenen Schlusslicht der letzten Saison – Sieggraben – trat aus dem Bewerb aus, und selbst der Vizemeister Bad Sauerbrunn schien vorübergehend in keiner Tabelle auf, weshalb die 1. Klasse B Nord mit neun Vereinen begann. Später tauchten die Sauerbrunner dann doch wieder auf!

Für Kleinhöflein begann die neue Saison mit drei Niederlagen en suite, ehe diese Unserie ausgerechnet durch einen 3:2-Derbysieg gegen Großhöflein gestoppt werden konnte. Vor kaum 100 Zuschauern pfiff der Schiedsrichter zudem ein wenig zu früh ab, die 90 Minuten waren noch nicht vollständig gespielt worden.

Der letzte Tabellenplatz blieb ihnen aber jedenfalls den ganzen Herbst lang erhalten, denn zu dem einen Sieg gesellte sich nur noch ein Remis hinzu. Mit ihren drei Punkten hatten sie zwei Punkte Rückstand auf Sauerbrunn und Krensdorf. Die Tabelle der 1. Klasse A Mitte wurde indes von Zagersdorf angeführt, das vor Antau und Marz Herbstmeister wurde.

Im Frühjahr 1963 hielt die Niederlagenserie an und da die anderen Nachzügler hie und da einen Punkt ergatterten, wurde Kleinhöflein am letzten Platz einzementiert.
Die 0:3-Derbyniederlage in Großhöflein war bereits die zehnte im zwölften Spiel!
Lustlos spielten die Kleinhöfleiner weiter: 0:4 daheim gegen Forchtenau, 1:4 in Krensdorf, 0:6 in Sauerbrunn, 0:4 daheim gegen Sigleß und das letzte Spiel dieser Saison ging in Pöttsching 1:4 verloren.
Antau wurde vor Marz Meister, Dritter wurde Zagersdorf vor Pöttsching, Siegeß und Forchtenau. Auf Platz Sieben landete Krensdorf, auf Rang Acht Sauerbrunn und die beiden „Höfleins“ belegten die hinteren Ränge, wobei Großhöflein dreizehn Punkte erspielte und Kleinhöflein nur drei.

Absteigen mussten die Kleinhöfleiner Fußballer deshalb aber noch lange nicht. Sie blieben auch in der Meisterschaft 1963/64 der 1. Klasse B Mitte erhalten, wo sie zum Auftakt aber gleich auf eigener Anlage von den Krensdorfern mit 5:1 besiegt wurden.
Nach der 0:6-Niederlage in Sigleß übernahmen sie nach der zweiten Runde gleich wieder den angestammten letzten Platz.

Dafür freuten sich die Kleinhöfleiner umso mehr über den folgenden 3:2-Heimsieg über Schattendorf, der sie vom elften auf den neunten Platz hinauf katapultierte. Da es anschließend in Zagersdorf ein 0:2 setzte, rutschten sie gleich wieder um einen Rang ab und am nächsten Sonntag waren sie von allen guten Geistern verlassen und gingen gegen die Kurstädter aus Sauerbrunn mit 0:10 fast widerstandslos unter.

Als nächstes reiste Kleinhöflein zum Tabellenletzten Marz, der noch immer in Rohrbach spielte, und gegen die schwachen Gäste sechs Tore schoß ohne einen Gegentreffer kassieren zu müssen. Nach dieser Klatsche war Kleinhöflein wieder Letzter der Liga.
Spiel Nummer Sieben brachte dann die sechste Niederlage (1:3 gegen Forchtenau), und gegen Pöttsching musste man sich zum zweiten Mal in diesem Herbst zehn Gegentore verkraften ohne selbst auch nur ein einziges erzielt zu haben.

Das Derby fand diesmal in der vorletzten Herbstrunde statt, bei dem sich die Großhöfleiner über einen ebenso seltenen Liga-Sieg freuen konnten. Das 5:0 gegen Nachbar Kleinhöflein war nämlich erst der zweite Zweipunkter.

Die war zugleich das letzte Spiel der Kleinhöfleiner im Jahr 1963, denn zum abschließenden Meisterschaftsspiel in Baumgarten reisten sie erst gar nicht an.

Nachträglich wurde dann auch der einzige Sieg in eine Niederlage umgewandelt und Kleinhöflein zierte nun mit null Punkten das Ende der Herbsttabelle.

Faksimile: BF Onlinearchiv
Tabelle Herbst 1963
Das war es dann auch mit dem Fußball in Kleinhöflein. An der Frühjahrsmeisterschaft nahmen sie gar nicht mehr teil und seit dem 0:5 gegen Großhöflein trat keine Kleinhöfleiner Mannschaft mehr im Spielbetrieb des BFV auf.


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