Nach dem Rückzug des ASK Ebreichsdorf und der Verdunstung der Sportvereinigung Mattersburg*, welche natürlich auch das Ostligateam der Mattersburg Amateure in Luft auflösen ließ, schrumpfte das Teilnehmerfeld der Regionalliga Ost für die Saison 2020/21.
Nachdem dann auch noch die Amateure des SK Rapid Wien eine Stufe nach oben befördert wurden, damit die weltweit hoch angesehene 2. Liga Österreichs aus 16 Klubs bestehen konnte, war die Ostliga auf 13 Vereine geschrumpft. Es folgte sehr viel heiße Luft, um die Ostliga auch wieder auf ein Teilnehmerfeld von 16 Klubs zu bringen … doch das ist eh alles bekannt. Ein umgefallenes Fahrrad erregt mehr Aufsehen.
ABER: Der gut informierte Ostliga-Kenner – die Dachverbände sowie das Gros der Ostligavereine selbst zähle ich nicht dazu – weiß, dass die Regionalliga Ost in der Saison 2020/21 zum vierten Mal als Dreizehnerliga ausgetragen wird!
Als die neu gegründete Regionalliga Ost im August 1959 ihren Betrieb aufnahm, bestand sie aus dreizehn Vereinen. Sieben Klubs gehörten dem Wiener Fußballverband an, drei dem aus Niederösterreich und drei standen unter den Fittichen des Burgenländischen Fußballverbands.
Gleich die allererste Ostliga-Runde konnte nicht komplett gespielt werden, da ein ASKÖ-Team bestehend aus Spielern der Ostligisten Siegendorf und Ortmann sowie dem steirischen Bruck/Mur gerade in der Sowjetunion weilte. Kurz davor weilte der sowjetische B-Liga-Klub Trud Woronesch in Österreich und absolvierte Spiele gegen Bruck/Mur, Ortmann und Siegendorf. Beim Gegenbesuch unterlag das ASKÖ-Team zunächst in Krasnodar mit 2:3, verlor dann im armenischen Erewan mit 3:5 und ging auch im dritten und letzten Spiel in Baku am Kaspischen Meer als 2:3-Verlierer vom Platz.
Währenddessen startete der SC Eisenstadt seine Ostliga-Karriere vor 1.400 Zuschauern im Lindenstadion mit einem 3:1-Sieg gegen FS Elektra aus Wien (Torschützen: 2x Varga, 1x Tombor). Burgenlands zweiter Vertreter, der ASV Neufeld, spielte bei Ankerbrot 2:2 und erster Ostliga-Tabellenführer war der FC ÖMV Stadlau, der gegen den Staatsliga-A-Absteiger ÖMV Olympia 33 mit 3:0 gewann.
Zehn Jahre später war die Ostliga wieder eine Dreizehnerliga. Davor bestand sie bis auf ein einziges Mal aus vierzehn Teilnehmern. Die eine Ausnahme war 1967/68 als die Liga fünfzehn Klubs zählte (aus der Nationalliga kamen gleich zwei Absteiger runter). Nach dieser Saison hatte die Ostliga wieder vierzehn Mitglieder, denn der auf Platz Zwölf liegende SV Mattersburg zog sich freiwillig zurück!
1969 kam niemand aus der Nationalliga runter, wodurch die drei Aufsteiger neben dem abgehenden Meister, den First Vienna Football Club 1894, eben nur zwei der drei Absteiger ersetzten.
Die zweite Dreizehnerliga-Saison der Ostliga war zudem die erste, in der alle drei Aufsteiger (SV Wienerberg, UFC Frauenkirchen, BSV Enzesfeld-Hirtenberg) den Klassenerhalt schaffen konnten.
Da im Sommer 1970 der SC Eisenstadt von oben runter in die Ostliga kam, war diese wieder auf vierzehn Klubs angewachsen.
1973/74 gab es dann abermals eine Dreizehnerliga, denn im Sommer 1973 zog sich der SV Semperit Traiskirchen freiwillig aus der Liga zurück und der alte WAC, der auf Rang Vier gelandet war, ging eine Spielgemeinschaft mit dem FK Austria Wien ein und verschwand von der Bildfläche – war Anhängsel im Namen des Nationalligisten.
Diesmal reihten sich alle drei Aufsteiger ans Tabellenende, doch absteigen musste keiner, denn 1974 kam die große Reform. Die Nationalliga wurde zur Bundesliga aus nur noch zehn Vereinen, eine neue zweite Liga, die zunächst Nationalliga genannt wurde, wurde eingerichtet und die Regionalliga sollte 1974/75 erstmals eine Sechzehnerliga sein.
Durch diese drei Dreizehnerligen zieht sich ein roter Faden! Meister wurde nämlich jedes Mal ein Verein, der mit einem „S“ beginnt!
1959/60: 1. Schwechater SC
1969/70: 1. Simmeringer SC
1973/74: SV Stockerau
Somit wäre für die Saison 2020/21 der SV Stripfing/Weiden ein paar Euro, Gold-Blättchen oder -Barren wert!
1974 wäre der SV Stockerau „normalerweise“ ja in den Olymp des österreichischen Fußballs aufgestiegen, doch durch die Reduzierung der neuen Bundesliga auf zehn Vereine war da nun wirklich nicht jeder gleich willkommen.
Die neue Super-Bundesliga sollte je einen Verein pro Bundesland beinhalten. Die Ausnahme: Wien! Wien durfte natürlich mit dem SK Rapid und dem FK Austria zwei Vertreter stellen – eh kloar!
Als Vertreter Oberösterreichs wurde der LASK auserkoren, doch dann erfrechte sich der SK VÖEST doch tatsächlich, österreichischer Fußball-Meister zu werden. Die Lösung: Ein Qualifikationsturnier des LASK mit den Meistern der drei Regionalligen und kräftig Daumendrücken, damit der LASK diese Hürde nimmt, denn wer will schon eine Bundesliga mit Dornbirn, Kapfenberg oder Stockerau!
Der LASK gewann sein Semifinale gegen den FC Dornbirn mit 4:0 und 2:2 und traf im Finale auf den Ostliga-Meister aus Stockerau. In der Alten Au gewannen die Niederösterreicher mit 3:1, was ganz bestimmt die Bundesliga-Granden zum Schwitzen brachte, doch dann schaffte der LASK mit einem 6:1-Heimsieg den Verbleib in der höchsten Liga Österreichs. Stockerau und Ostliga-Vizemeister 1. Wiener Neustädter SC durften in der zweiten Leistungsstufe weitermachen. Die Ostliga war ab 1974 nur noch drittklassig.
Dauerbrenner bei den alten Dreizehnersaisonen waren der 1. Schwechater SC und der ASV Siegendorf mit je drei Teilnahmen. Wenn man alle Augen zudrückt, dann kommt mit der heurigen Saison auch der 1. Wiener Neustädter SC zu seiner dritten Teilnahme an der Dreizehner-Ostliga (der vom Wienerberg vergrämte FC Magna [mit der Lizenz des SC Schwanenstadt] schluckte ja irgendwann durch eine Fusion den in der 2. NÖ-Landesliga spielenden WNSC und hatte plötzlich eine hundertjährige Geschichte vorzuweisen. Seit kurzem heißt der mal zum SC Wiener Neustadt gewordene Verein 1. Wiener Neustädter SC, wie das Urgestein der Allzeit Getreuen.) Im österreichischen Fußball darf man mit solchen Dingen aber nicht allzu genau sein.
Die ewige Dreizehner-Ostliga-Tabelle (Saisonen 59/60, 69/70 und 73/74):
Gut beobachtet! Es sind 31 Klubs, was umgekehrt 13 ergibt … Völlig sinnlos und ohne Bedeutung? Natürlich!
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*Das Mitleid hält sich eindeutig in Grenzen!