Eines schönen Abends gönnte ich mir ein Glaserl Wein. Als ich den edlen Tropfen genoss, fiel mein Blick auf das Etikett der Flasche, auf dem der Herkunftsort GOLS angegeben war. Blitzschnell stellte ich mir die Frage: „Wie hat der SCE eigentlich gegen Gols gespielt?“
© Gerhard Tinhof / sce1907.wordpress.com
Nicht ganz so schnell startete mein Computer. Doch als er die Herausforderung des „Hochfahrens“ gemeistert hatte, öffnete ich sofort meine SCE-Datenbank, selektierte „Gols“ und hatte diese keineswegs lebenswichtige Information auf dem Bildschirm, um sie genauer zu studieren. Beim Anblick der Datensätze war „kompliziert“ das erste Wort, das mir sofort eingefallen ist! Bei den Vereinsnamen habe ich nämlich gleich vier verschiedene Einträge in der Datenbank hinterlegt.
Um das Komplizierte zu vereinfachen, muss ich an dieser Stelle kurz auf die Geschichte des Fußballsports in Gols näher eingehen – sofern mir das denn gelingen sollte und ich dabei nicht einen Fehler begehe, der einem Außenstehenden durchaus passieren kann.
Also: 1946 wurde in der Weinbaugemeinde Gols der Sportclub wiederbelebt, der schon in den Dreißigerjahren dem runden Leder nachgejagd war. Für ein paar Jahre war der SC Gols alleine im Ort. Doch 1954 bekam der Sportclub Konkurrenz, denn da wurde der ASKÖ Gols gegründet. Nun gab es auch in Gols zwei Sportvereine, wie es im Seewinkel ja keine Seltenheit war und heute in Pama immer noch ist.
Der politische Zwist spiegelte sich eben auch in den Vereinen wider. Der „rote“ ASKÖ Gols betrat die kleine burgenländische Fußballbühne, woraufhin aus dem SC Gols der Unions-Fußballclub (UFC) Gols wurde, der dem „schwarzen“ Dachverband angehörte.
Nachdem die beiden Nachwuchsmannschaften 1981 zusammengelegt wurden, taten dies 1981 auch die beiden Vereine. Der ASKÖ Gols änderte seinen Vereinsnamen auf Sportverein Gols und der UFC Gols trat dem SV Gols bei.
Dies war in dieser Reihung notwendig, damit der neue Verein in der 2. Liga Nord bleiben konnte, denn die damals „bessere“ Mannschaft hatte der ASKÖ Gols. Der UFC war eine Liga tiefer – in der 1. Klasse Nord – angesiedelt.
In der Saison 1978/79 spielten beide Golser Vereine zum letzten Mal in derselben Liga – und zwar in der 1. Klasse Nord. Das letzte Ortsderby fand im Mai 1979 statt, das der ASKÖ vor gut 400 Zuschauern mit 3:2 gewann. Das vorletzte Derby gewann der ASKÖ übrigens im Herbst 1978 mit 2:0.
Der Sportclub Eisenstadt traf erstmals im Rahmen der Meisterschaft 1951/52 auf den Sportclub Gols. Dies geschah in der „1. Klasse A“, denn dorthin war der SCE eben erst aus der burgenländischen Landesliga abgestiegen. Die Auslosung reihte diese Paarung in die zehnte und somit vorletzte Runde, die am 11. November 1951 zur Austragung gelangen sollte.
Als es endlich soweit war, reiste der SCE als Außenseiter nach Gols, denn der SC Gols lag an zweiter Stelle (hinter Parndorf und vor den beiden Klubs aus Frauenkirchen), während der SCE von seinen bisher acht gespielten Partien vier gewinnen konnte und vier verloren hatte, somit im Mittelfeld herumtümpelte.
Die „BF“ berichtete von diesem Spiel: „Dasselbe, das über das Zillingtaler Sportpublikum zu sagen war, gilt auch für die Golser Fanatiker. Den Zuschauern in Gols dürfte der gute Wein in den Kopf gestiegen sein, da es immer wieder zu Exzessen von Betrunkenen kommt. Der Golser Vereinsleitung wäre zu empfählen, die Zuschauer an Ketten zu schmieden, um Auswüchse, die nur Schaden für den Verein bringen, hintanzuhalten. Eisenstadt, das mit etlichen Ersatzleuten antreten mußte, konnte gut gefallen und vor allem der linke Flügel mit Ehrenreiter und Nemeth zeigte erlesenste Fußballkunst. Fleck als Mittelläufer war der ruhende Pol, aber auch Wagenhofer im Tor begeisterte. (…) Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit übernimmt Eisenstadt das Kommando und gibt es erst in der letzten Viertelstunde ab. Fleck wurde von den Zuschauern geschlagen, als er in der Outlinie ausrutschte und stürzte. Schiedsrichter Schulz war nicht immer sattelfest und wurde von den Zuschauern ebenfalls bedroht.“
Nachdem es zur Pause 1:1 stand, gewann der SCE dieses Spiel mit 4:3! Ach ja, die Partie Zillingtal gegen Wimpassing wurde nach einem Platzsturm des im Bericht erwähnten „Zillingtaler Sportpublikums“ abgebrochen.
Im Juni 1952 fand das Rückspiel unter total umgekehrten Voraussetzungen statt. Der SC Eisenstadt war zwei Runden vor dem Ende der Saison praktisch Meister und somit Aufsteiger in die Landesliga. Der SCE hatte vier Punkte Vorsprung und ein weitaus besseres Torverhältnis gegenüber Verfolger UFC Frauenkirchen. Der SC Gols hingegen war im oberen Mittelfeld der „1. Klasse A“ einzementiert.
Mit dem 4:0-Sieg gegen Gols (noch „auf der Halt“) entledigte sich der SCE aller Rechnereien und holte sich den Meistertitel: (BF) „Der Meister der 1. Klasse A hat sich von der Niederlage gegen Feuerwehr [ein Testspiel, das gegen die Wiener mit 1:6 verloren ging] überraschend schnell erholt und fertigte Gols überaus sicher ab. In der ersten Halbzeit hatten die Gäste noch einigermaßen die Kraft, das Spiel nicht total einseitig werden zu lassen, während sie in der zweiten Halbzeit kaum über die Mittellinie hinauskamen. Der beste Spieler auf dem Platz war der Tormann der Gäste, der unglaubliche Bälle meisterte. Die Spieler waren alle im Strafraum versammelt, so daß es den Stürmern des SC sehr schwer fiel, durch das Gewirr von Beinen den Ball bis ins Tor zu bringen.“
Hier trennten sich die Wege der beiden Klubs für ein paar Jahre. Diese beiden Partien waren allerdings nicht die ersten Meisterschaftsspiele von Teams aus Eisenstadt und Gols. Nein, schon in der Saison davor traf der SC Gols auf die „Durchmarschierer“ des SC NEWAG Eisenstadt, der schon bald ein wichtiger Partner des „alten SCE“ werden sollte.
Im Oktober 1950 sollte das Spiel der achten Runde in Eisenstadt ausgetragen werden. Der SC NEWAG lag in Lauerstellung auf Rang Vier und Gols an drittletzter Stelle. An diesem Tag warteten die Spieler, Funktionäre und Zuschauer des SC NEWAG allerdings vergebens auf die Golser, denn die kamen einfach nicht. Das Spiel wurde später vom BFV mit 3:0 strafverifiziert.
1951 reiste der SC NEWAG als Tabellenführer nach Gols: (BF) „Der Spitzenreiter der 1. Klasse, die Elektriker aus der Landeshauptstadt, hatte es sehr schwer, gegen den Platzbesitzer siegreich zu bleiben. Die Golser waren in der Wahl der Mittel nicht zimperlich, so daß zeitweise ganz schön geholzt wurde. Ein Glückschuß von Gombas brachte die Elektriker in der ersten Halbzeit in Führung. Die zweite Spielhälfte war zeitweise ausgeglichen, doch änderte sich nichts mehr am Halbzeitergebnis. Die Elektriker konnten trotz des Sieges nicht überzeugen.“ … und wurden schließlich Meister und stiegen in die Landesliga auf.
In jenen Jahren, als zwei Vereine in Gols nebeneinander existierten, gastierte der inzwischen im österreichweiten Fußball tätige SCE als Testspielpartner in der Weinbaugemeinde.
Im August 1974 trat der SC Roter Husar Eisenstadt gegen eine kombinierte Mannschaft der beiden Golser Vereine an und gewann glatt mit 11:0: (BF) „Mit gekonnten Spielzügen und schönen Toren warteten die Roten Husaren in Gols auf, die recht zahlreich erschienenen Zuschauer kamen jedenfalls auf ihre Rechnung. Die Kombination ASKÖ/UFC Gols gab einen überaus fairen Trainingspartner ab, konnten aber dem Bundesligaklub keinen ernstlichen Widerstand leisten. Romes und Strebele (3), Wetscher und Nuske (2) und Rohrer schossen die Tore.“
Im Jahr darauf spielte der SCE beim UFC Gols und gewann mit 4:1.
Nach dem Abstieg aus der 2. Division traf der SC Eisenstadt in seiner zweiten Ostliga-Saison auf den SV Gols, der als Aufsteiger auch gleich die Landesliga gewann und nun in der Regionalliga tätig war.
Das erste Aufeinandertreffen endete torlos. Die Saison 1989/90 war für den SCE eine äußerst turbulente Spielzeit mit einigen Streitereien und ganz besonderen Schmankerln, die ich vielleicht auch einmal aufarbeiten werden.

BF-Onlinearchiv: SV Gols vs. SCE 0:0
Das Rückspiel lief schon besser für den SCE:

BF-Onlinearchiv: SCE vs. SV Gols 4:0

BF-Onlinearchiv
Beide Vereine schafften ganz knapp den Klassenerhalt in der Regionalliga Ost 1989/90. Am Ende der nächsten Meisterschaft trennten sich allerdings die Wege, denn der SCE konnte sich nur auf den vorletzten Rang platzieren (wegen des schlechteren Torverhältnisses gegenüber dem SK Slovan-HAC und dem FAC-Viktoria).
In der achten Meisterschaftsrunde der Saison 1990/91 gelang dem SV Gols sein erster Sieg gegen den SC Eisenstadt:

BF-Onlinearchiv: SV Gols vs. SCE 1:0
Im Frühjahr 1991 gelang dem SCE die Revanche, dank derer die Landeshauptstädter wieder Anschluss ans Mittelfeld fanden. Wie wir inzwischen wissen nützte es am Ende aber auch nichts.

BF-Onlinearchiv: SCE vs. SV Gols 1:0

BF-Onlinearchiv: SCE vs. SV Gols 1:0

BF-Onlinearchiv
Die beiden letzten Aufeinandertreffen zwischen dem SC Eisenstadt und dem SV Gols fanden in der Saison 1995/96 statt. Allerdings nicht mehr in der Ostliga, sondern in der Burgenlandliga. Der SCE reiste mit zehn Siegen aus den ersten zehn Spielen als überlegener Tabellenführer ins Golser Volksfeststadion, wo es eine ordentliche Überraschung gab:

BF-Onlinearchiv: SV Gols vs. SCE 2:1

BF-Onlinearchiv: SV Gols vs. SCE 2:1
Diese Niederlage hielt den SCE-Express aber nicht entscheidend auf. Der SCE steuerte zielstrebig seinem vierten Landesmeistertitel entgegen.
Im Mai 1996 sollten die beiden Klubs zum letzten Mal im Ligabetrieb aufeinandertreffen (in den Neunzigern gab’s zumindest noch drei Testspiele, von denen der SCE eines und die Golser zwei gewinnen konnten). Der aus Belgien gekommene Ungar Istvan Balogh erzielte in diesem Duell das letzte SCE-Tor gegen die Golser. Das Spiel endete mit einem 1:1-Remis und am Ende dieser Saison krönte sich der SCE zum burgenländischen Landesmeister.

BF-Onlinearchiv: SCE vs. SV Gols 1:1
Die ewige Bilanz im Meisterschaftsbetrieb:
SC Gols: 2 SCE-Siege, 8:3 Tore.
SV Gols: 2 SCE-Siege, 2 Remis, 2 Niederlagen, 7:4 Tore
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