Heuer (2019) feiert der SK Vorwärts Steyr seinen hundertsten Geburtstag. In dieser langen Zeitspanne traf natürlich auch der SC Eisenstadt auf den Klub aus der Eisenstadt Steyr. Grund genug, um einen Blick auf diese Duelle – und ein wenig darüber hinaus – zu werfen:
Die Oberösterreicher gehörten im Sommer 1949 zu jenen drei „Provinzvereinen“, die mit der Einführung der Staatsliga um den österreichischen Fußballmeistertitel spielen durften. Zuvor war das ja auf Wien begrenzt – mit Ausnahme in jenem Zeitraum, als Österreich zur Ostmark geworden war. In der „Gauliga Nummer 17 – Ostmark“ spielten 1938/39 mit dem Grazer SC, den Amateuren Steyr und Reichsbahn Wacker Wiener Neustadt drei Nicht-Wiener Vereine in der Zehnerliga und belegten die letzten drei Plätze hinter der Elite Wiens.
In der ersten Staatsliga-Saison 1949/50 belegte der SK Vorwärts Steyr den neunten Rang und wurde damit vor dem SK Sturm Graz sowie der SV Gloggnitz bestes Bundesländer-Team. Ein Jahr später war die Zugehörigkeit zum österreichischen Oberhausfußball aber auch schon wieder vorbei. Als Elfter ging es zusammen mit dem 1. Wiener Neustädter SC und der FS Elektra runter in die leicht chaotische Staatsliga B. In ihrer Jungfernsaison bestand die Staatsliga B aus fünfzehn Vereinen, von denen fünf absteigen mussten. 1951/52, als Vorwärts in dieser Liga spielte, bestand sie aus vierzehn Vereinen, von denen wieder fünf absteigen mussten. Als Neunten entgingen sie dem abermaligen Abstieg, spielten aber auch erstmals gegen einen Klub aus dem Burgenland, und zwar gegen den SC Oberwart. Im Oktober 1951 gewann die Vorwärts-Elf vor gut 2.000 Zuschauern daheim mit 2:0 und verlor im April 1952 im Südburgenland mit 0:1.
Oberwart stieg ab und wurde aus dem Burgenland vom ASV Neufeld ersetzt. 1952/53 war die B-Liga wieder auf fünfzehn Klubs angewachsen, mit dabei auch der SK Amateure Steyr, wodurch es nun sogar ein Steyrer Stadtderby gab. Gegen die Burgenländer gewann Vorwärts mit 1:0 (auswärts) und 6:0 (daheim). Die Stadtduelle gingen mit 3:2 und 2:1 klar an den SK Vorwärts. Gegen den SK Amateure Steyr hat der SCE übrigens auch schon mal gespielt. Und zwar schon im Jahre 1937! Bei einem Ausflug ins „Land ob der Enns“ setzte es gegen Admira Linz eine 2:3-Niederlage und eben gegen die Amateure aus Steyr eine 2:5-Abfuhr.
Nach dem sechsten Platz folgte allerdings im Juni 1954 der Abstieg aus der Staatsliga B. In der auf vierzehn Teilnehmern geschrumpften Liga landeten die Steyrer nur auf dem elften Rang. Natürlich gab es auch diesmal zwei Spiele gegen einen burgenländischen Verein. Die Neufelder waren ja abgestiegen und vom burgenländischen Landesmeister abgelöst worden. Der SK Vorwärts gewann diese Spiele mit 4:0 und 4:2. Das 4:2 in Mattersdorf war zugleich das letzte Spiel des SK Vorwärts Steyr in der österreichweiten zweithöchsten Liga für viele Jahre.
In den folgenden Jahrzehnten spielte der SK Vorwärts in der Regionalliga Mitte bzw. in der oberösterreichischen Landesliga. Nach gut einem Vierteljahrhundert wurden die Steyrer Landesmeister von Oberösterreich und spielten, da es die Regionalliga Mitte nicht mehr gab, in einem Play-off mit den Meistern aus der Steiermark und Kärnten um den Aufstieg in die 2. Division. Das Semifinale bestritten Flavia Solva und Rapid Lienz. Mit zwei Siegen zogen die Steirer ins Finale gegen die Oberösterreicher ein. Das Hinspiel in Wagna endete torlos und auch in Steyr waren nach 90 bzw. 120 Minuten noch immer keine Tore gefallen. Ein Elfmeterschießen musste die Entscheidung bringen. Vor mehr als 7.000 Zuschauern behielten die Steyrer die Nerven und gewannen mit 4:3.
Mit dem geschafften Einzug in die 2. Division traf das Team aus der Eisenstadt Steyr nun auch auf Burgenlands Spitzenklub, den SC Eisenstadt.
Am 10. November 1979 trafen die beiden Vereine zum ersten Mal aufeinander. Zu diesem Zeitpunkt belegte der SCE Rang Zwei – einen Punkt hinter DSV Alpine – und der Aufsteiger rangierte auf dem zwölften Platz.
An diesem Samstag wurde um 14 Uhr 30 die Partie im Lindenstadion angepfiffen. Der Boden war tief – wiederholt blieb der Ball im Matsch stecken –, doch das hielt den SCE nicht davon ab, ein Feuerwerk abzufackeln. Den Angriffen der Eisenstädter hatten die Gäste nur Härte entgegenzusetzen. Tore wollten aber zunächst keine fallen und nach einer halben Stunde kam, was natürlich kommen musste: Vorwärts Steyr ging aus heiterem Himmel in Führung. Ein Abspielfehler von Sauerwein im Mittelfeld leitete einen Konter ein, den die Steyrer zur 1:0-Führung nutzen konnten. Doch praktisch vom Abstoß weg, das Spiel war zuvor vier Minuten lang unterbrochen, gelang dem SCE der Ausgleich. Fasching traf per Kopf und kurz vor dem Pausenkakao stellte Füzi auf 2:1. In der zweiten Halbzeit plätscherte das Spiel etwas müde dahin, doch nach einem Prachtschuss von Kloiber aus gut 25 Metern, der sich zum 3:1 in die Maschen neigte, wurden die Oberösterreicher regelrecht über das Feld im Lindenstadion gehetzt. Vor 1.300 Zuschauern stellte Füzi in der 75. Minute auf 4:1, und dabei blieb es auch nach dem Spielende. Dank dieses Sieges und der Absage des Spieles von DSV Alpine kletterte der SC Eisenstadt auf den ersten Platz der 2. Division.
Das Rückspiel fand im Mai 1980 statt. Die Voraussetzungen: der SCE war vor den beiden Innsbrucker Vereinen Wacker bzw. der Spielgemeinschaft „RAIKA“ Tabellenführer und der SK Vorwärts Steyr lag dreizehnter Stelle.
Unter den gut 3.500 Zuschauern im Vorwärts-Stadion befanden sich auch einige SCE-Fans, die eine tolle Partie ihrer Lieblinge sowie drei Tore von Franz Zach zu sehen bekamen. Mit dem 3:1-Sieg verteidigte der SCE die Tabellenführung der 2. Division … der Rest ist Geschichte.

BF-Online-Archiv: SCE-Fans im Vorwärts-Stadion. (1980)
Nun trennten sich ihre Wege wieder für ein paar Jahre. Als im Dezember 1985 Bilanz gezogen wurde, stand fest, dass der SC Eisenstadt in das neu geschaffene Mittlere Play-off musste, um dort seine Zugehörigkeit zur 1. Division zu bestätigen. Währenddessen qualifizierte sich der SK Vorwärts Steyr als Zweiter zur Teilnahme am Mittleren Play-off.
Im März 1986 traf der SCE auswärts auf den SK Vorwärts. Für den SCE hätte es das vierte Spiel sein sollen, doch nach vielen wetterbedingten Absagen waren alle drei Play-offs recht chaotisch gestartet und erst in der Woche davor konnte der SCE sein ersten Spiel absolvieren. Auf einem in katastrophalen Zustand befindlichen Spielfeld im Lindenstadion unterlagen die Burgenländer dem SK VÖEST mit 1:2. Dann wurde das Spiel gegen den Wiener Sport-Club daheim mit 1:0 gewonnen, ehe es zum Duell in Steyr kam. Angetrieben von gut 2.700 fanatischen Zuschauern übernahmen die Oberösterreicher sofort das Kommando und gingen in der 16. Minute nach einem Abwehrfehler der Eisenstädter in Führung. Der SCE ließ sich aber nicht beirren. SCE-Trainer Ernst Weber stellte um und schickte für Jauck den erst 18jährigen Walter Mock aufs Spielfeld. Der Debütant stellte in der 58. Minute auf 1:1, womit der SCE einen Punkt aus Steyr entführen konnte.
Vor dem Rückspiel in Eisenstadt konnte der SCE dank eines 1:0-Auswärtserfolges in Linz beim SK VÖEST Anschluss an den vierten Platz wahren, der gerade noch den Verbleib bzw. den Aufstieg in die 1. Division bedeutete. Als Sechster traf der SCE nun auf Vorwärts Steyr, die punktegleich auf Rang Sieben lagen. Ein Sieg war somit Pflicht.
Trotz der Brisanz wollten kaum 450 Zuschauer dieses Schicksalsspiel sehen. Ein Leckerbissen war es nicht – haarsträubende Fehler blieben zum Glück für den SCE ohne Folgen – eher ein hart erarbeiteter Sieg, dank dem der SCE auf Platz Vier kletterte – bei drei ausständigen Spielen. Der SCE beendete das Mittlere Play-off als Vierter, blieb somit in der 1. Division, und der SK Vorwärts Steyr musste als Siebter in der 2. Division weiterspielen.
Kaum ein Jahr später trafen die beiden Klubs erneut im Mittleren Play-off aufeinander, denn der SCE konnte sich abermals nicht unter den ersten Acht der 1. Division platzieren und Steyr qualifizierte sich als Vierter für das MPO.
Am 7. April 1987 gewann der SCE im Lindenstadion dank eines Tores von Henry Bronkhorst mit 1:0 und lag nach vier Spielen auf Rang Drei, während der SK Vorwärts Vierter war.
Als ein paar Wochen später das Rückspiel anstand, waren acht Spiele absolviert und der SCE lag punktegleich mit dem VfB Mödling und der Klagenfurter Austria auf Rang Zwei, Steyr lauerte mit einem Punkt Rückstand auf dem vierten Platz. Zuvor fand erst das Spitzenspiel zwischen dem SCE und dem VfB Mödling im Lindenstadion statt. Vor gut 2.500 Zuschauern drehte der SCE nach einem frühen Rückstand mit zwei Treffern von Netuschill und Sarajlic noch vor der Pause das Spiel. In der zweiten Halbzeit war es dann ausgerechnet Ex-SCE-Spieler Přemysl Bičovský der den Ausgleich zum 2:2 erzielte.
In Steyr hatte der im Auswärts-Blau spielende SCE viel zu tun, um ein Debakel zu verhindern. Eine Niederlage setzte es dennoch. Das 1:2 war der Anfang von sechs Niederlagen in Folge, die den Abstieg des SCE besiegelten. Aber auch die Vorwärts-Elf scheiterte als Fünfter am Aufstieg in die 1. Division. So ein Pech …
Im Grunddurchgang der 2. Division trafen der SCE und der SK Vorwärts bereits in der 2. Runde aufeinander. Ein Zeitpunkt, an der der SCE schon vor dem Ruin stand. Der Schuldenberg drückte ordentlich auf den Fortbestand des Klubs aus der Landeshauptstadt.
Vor kaum 400 Zuschauern trotzte Eisenstadts Fohlenteam bei der Heimpremiere den Mannen aus der Eisenstadt Steyr ein torloses Remis ab.
Vor dem Spiel wurde die Spieler einzeln vorgestellt, die dann Rosen im Publikum verteilten. Ein Versuch, das negative Image aufzupolieren. An jenem Tag spielten für den SCE: Unger; Nikolai; Frischmann, Jauck, Leeb (68., Carlsen); Omischl, Steinwender, Steiger, Michorl; Marzi, Vagek (81., Weiss).
Ende September 1987 fand das Rückspiel statt, zu dem der SCE als Vorletzter nach Steyr kam, die Platz Vier belegten. Als 26 Minuten gespielt waren, führten die Oberösterreicher mit 2:0. Die Mannschaft des SCE zeigte aber Moral und nach 47. Minuten stand es 2:2. Die Aufholjagd wurde aber nicht belohnt, denn dem SK Vorwärts Steyr gelang noch der dritte Treffer, den der SCE nicht mehr egalisieren konnte.
Nach 22 Runden belegte der SCE den vorletzten Platz und musste im Unteren Play-off um den Weiterverbleib in der 2. Division kämpfen und die Steyrer versuchten zum dritten Mal in Folge ihr Glück im Mittleren Play-off.
Während der SK Vorwärts als Vierter den Aufstieg in die 1. Division bejubeln konnte, herrschte in Eisenstadt schon lange Grabesstimmung. Der Abstieg sowie das Konkursverfahren konnten nicht abgewehrt werden.
Nun trennten sich wieder die Wege der beiden Vereine für gut ein Jahrzehnt. Im Sommer 1998 war’s, als der SCE nach Siegen über den SV Sankt Margarethen (3:1) und den FC ÖMV Stadlau (4:2) gespannt auf die Auslosung der nächsten Runde des ÖFB-Cups wartete … und den SK Vorwärts Steyr zugelost bekam.
Wenige Montage davor war die Saison 1997/98 zu Ende gegangen. Der SCE wurde in der Regionalliga Ost knapp hinter dem SC Untersiebenbrunn und der SV Schwechat Dritter.
Der SK Vorwärts Steyr wurde hingegen Meister der 2. Division, musste aber wegen Verstößen beim Lizenzierungsverfahren noch etwas auf den Aufstieg warten. Das fast alljährliche Kasperltheater im österreichischen Fußball nahm seinen Lauf …
Am Ende durften die Oberösterreicher doch in die 1. Division aufsteigen, die eine Zehnerliga blieb, nachdem nach diversen Klagen sogar eine Elferliga angedacht war. Als Strafe startete der SK Vorwärts mit drei Minuspunkten.
Das Cup-Spiel fand am 21. August 1998 statt. Zu diesem Zeitpunkt hatte der SCE drei Spiele in der Ostliga absolviert und alle drei verloren (0:1 gegen Schwechat, 0:2 in Kottingbrunn und 1:2 gegen die Mtrsdfer [sorry, die Tastatur spielt verrückt]) und in der Bundesliga konnten die Steyrer nach fünf Spielen ihr Punktekonto dank eines 0:0 in Ried von -3 auf -2 verkleinern, denn ansonsten setzte es nur Niederlagen.
Kaum 300 Zuschauer lockte dieses Cup-Duell an jenem Abend in den Eisenstädter Schlosspark. Die Mannschaft des SCE bot dem Favoriten von der ersten Minute an Paroli und wäre beinahe in der ersten Halbzeit in Führung gegangen, doch der Schuss von Hannes Pleva wurde vom Weißrussen Metlitski vor der Linie per Kopf abgewehrt. Als in der zweiten Halbzeit Thomas Hickersberger in der 67. Minute nach einem Traumpass des Nigerianers George Datoru auf 0:1 stellte, schienen alle Bemühungen vergebens. Das schien allerdings nur so, denn zwei Minuten später wackelte erstmals die Tribünenkonstruktion des Lindenstadions. Thomas Leonhardsberger gelang nach einem sehenswerten Solo der Ausgleich. Die Minuten tickten dahin, eine Verlängerung oder gar ein Elfmeterschießen musste wahrscheinlich die Entscheidung bringen. „Nein!“, dachte sich Jürgen Burgemeister und knallte den Ball nach einer Flanke von Hannes Pleva in der 91. Minuten in die Maschen, was fast das Tribünendach hinweg fliegen ließ! Der SCE hatte die Sensation geschafft.
Die Meisterschaft endete für beide Klubs mit dem Abstieg. Vorwärts Steyr wurde grottenschlechter Letzter der Bundesliga (und ging nach der Herbstmeisterschaft 1999 in Konkurs); der SCE wurde in der Ostliga Vorletzter und musste in die Landesliga absteigen.
Die Bilanz des Sportclub Eisenstadt gegen den SK Vorwärts aus der Eisenstadt Steyr:
9 Spiele: 5 Siege, 2 Unentschieden, 2 Niederlagen; 17:9 Tore
Die SCE-Keeper bei den Spielen gegen den SK Vorwärts Steyr in dieser zwanzigjährigen Zeitspanne waren:
Leopold Martinschitz: 4:1, 3:1, 1:1, 3:0, 1:0, 1:2
Ronald Unger: 0:0, 2:3
Thomas Fischer: 2:1