Im Sommer des Jahres 1980 stattete der Aris Thessaloniki Football Club dem Burgenland einen Besuch ab, denn die Griechen bezogen in Mattersburg ein Trainingslager, um sich auf die kommende Saison vorzubereiten und auch die Enttäuschung vom zurückliegenden Saisonende zu verdauen.
Die Gelbschwarzen kamen als griechischer Vizemeister ins Burgenland. Beinahe wären sie sogar erstmals wieder seit 1946 Meister geworden, doch am Ende der Saison entschied das Torverhältnis zugunsten von Olympiakos Piräus. Die beiden Kontrahenten liefen mit je 47 Punkten über die Ziellinie, doch Olympiakos hatte als Torverhältnis +28 vorzuweisen, Aris „nur“ +26.
Bei Punktegleichheit entschieden damals in erster Linie die Punkte aus den direkten Duellen. Da jeweils die Heimmannschaft gewann, wurde das Torverhältnis zur Entscheidung herangezogen. Panathinaikos wurde punktegleich mit AEK Athen Dritter und Aris‘ Stadtrivale PAOK Thessaloniki wurde Fünfter.
Aris scheiterte knapp am vierten Meistertitel nach 1928 (Liga mit drei [!] Teams), 1932 (Achterliga) und 1946 (wieder eine Dreierliga).
Burgenlands frischgebackenem Zweitligameister und Aufsteiger in die 1. Division wurde über einen Wiener mit griechischen Wurzel (u. a. auch Reporter für eine Tageszeitung) ein Testspiel gegen Griechenlands Vizemeister angeboten. Das kostete natürlich ein paar Schillinge, ein paar Tausender. Auf den Vermittler wurde natürlich auch nicht vergessen und selbst der Bus, der die Gäste vom Mattersburger Florianihof ins Stadion – und wieder retour – bringen sollte, ging auf Kosten der Eisenstädter.
Als das Spiel fixiert und dann auch ausgetragen wurde, wird ein SCE-Funktionär zumindest in Gedanken viele Erinnerungen wieder aufleben haben lassen. Einige Jahrzehnte zuvor war er (mit vielen anderen – unter anderem auch mit einem meiner Großväter) von Bulgarien aus kommend, und nach einem kurzen Abstecher durch Jugoslawien, nach Thessaloniki gekommen. Der Anblick der mächtigen alten Stadtmauer wird enormen Eindruck gemacht haben. Nach ein wenig Ruhe ging es dann aber auch schon wieder weiter zum Olymp und weiter nach Athen, doch das ist eine andere Geschichte.
Nach Tagen des Trainings und Erholung begann am 1. August 1980 jener Teil des Trainingslagers, bei dem auch gespielt wurde. Den Anfang machte das Spiel gegen Mattersburg und dann gastierte Aris ganz im Norden des Burgenlandes an der Grenze zur Tschechoslowakei – in Kittsee.
Der dortige ASV Polyair Kittsee war nach seinem zweijährigen Ausflug in die 2. Division wieder in der Regionalliga Ost tätig, die nach der Saison 1979/80 eingestellt wurde, wodurch die Kittseer als Vierter der Ostliga nun in der Landesliga weitermachen durften. Zum Abschluss ihrer RLO-Zugehörigkeit fegten sie über den SV Tulln mit 10:1 hinweg!
Ihr Spiel gegen den griechischen Vizemeister stand auf einem recht guten Niveau. Lange konnten sie mithalten. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit gelangen Aris Thessaloniki die ersten Tore. Sindros und Kouis besorgten die 2:0-Pausenführung.
In der 52. Minute traf Hannes Marzi zum 1:2! Kurz vor dem Spielende erzielte Vakis dann aus klarer Abseitsposition das 3:1.
Am Samstag, den 9. August 1980 trafen der Sportclub Eisenstadt und der Aris Thessaloniki Football Club im Lindenstadion aufeinander. Traditionsgemäß wollte so gut wie niemand dieses internationale Saisonvorbereitungsspiel sehen. Kaum 300 Zuschauer fanden sich im Schlosspark ein, bekamen aber auch eine SCE-Mannschaft zu sehen, die viel schuldig geblieben ist.
Die Kaltenbrunner-Schützlinge zeigten über die gesamte Spielzeit keine einzige durchdachte Aktion. Wenn, dann waren es Einzelaktionen, die für etwas Nervenzucken sorgten.
Aber immerhin: Dem SCE gelang das 1:0, und zwar in der 65. Minute nach einem von Erwin Schneider getretenen Eckball, den Horst Sauerwein per Kopf in die Maschen beförderte. Als sich alle schon über einen möglichen Sieg gegen das griechische Spitzenteam einstellten, schlug Sindros zweimal (84., 86.) zu!
Die Aufstellung: Martinschitz; Strobl; Steiger, Kloiber (46., Eder), Andres (61., Aigner); Bauer, Bajlics (71., Schöll), Sauerwein; Zach, Füzi, Schneider

An diesem Tag drehte auch der ORF in Eisenstadt und im Lindenstadion, um einen Bericht über den Aufsteiger in die 1. Division anzufertigen. Der geschäftsführende Obmann des SCE wurde interviewed, ebenso der SCE-Trainer und in der Stadt wurden Passanten gefragt, ob sie dem SCE zutrauen, in der Beletage des österreichischen Fußballs bestehen zu können. Die Reaktionen waren leicht positiv.










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Ein Jahr später war Aris Dritter der griechischen Liga geworden und war im UEFA-Cup in der ersten Runde am Ipswich Town Football Club gescheitert, kam aber auch 1981 wieder für die Vorbereitung ins Burgenland zurück, wo der SCE nach dem Abstieg aus der 1. Division seine Wunden leckte.
Das Testspiel der beiden Klubs fand diesmal in Mattersburg statt, wo der SCE vor gut 500 Zuschauern den Griechen technisch klar unterlegen war. Aris war kontrollierte das Spiel, scheiterte im Abschluss allerdings oft kläglich. Zumeist war an der Strafraumgrenze Endstation. Die SCE-Abwehr stand oft recht gut – hier gefiel besonders Neuerwerbung Peter Müller – doch wie schon in der 1. Division versagte der Angriff. Die beiden Tore beim 2:0-Sieg des Aris Thessaloniki Football Club erzielte der Spieler mit dem klingenden Namen Mulahasanović in den Minuten 55 und 81. SCE-Keeper Pavitschitz war an beiden Gegentoren mitbeteiligt. Fuad Mulahasanović war 1981 aus Jugoslawien von Sloboda Tuzla nach Thessaloniki gekommen und erzielte in 29 Spielen drei Tore.
SCE-Trainer Anton Malatinsky war von seiner Mannschaft enttäuscht: „So kann man nicht einmal in einem Freundschaftsspiel agieren!“
Die zweite Garnitur der Griechen duellierte sich als Vorspiel mit der Sportvereinigung Mattersburg und war dem Landesligisten um ein paar Nummern zu groß. Ihre technische Klasse konnten die Makedonen aber nur in gutes Spiel im Mittelfeld umsetzen, vor dem Tor war wenig los. Bis auf das eine Mal, als Skoutans in der 78. Minute das einzige Tor der Partie erzielen konnte.
Zum Abschluss des Trainingslagers im Burgenland spielte Aris gegen den zweiten burgenländischen Zweitdivisionär, den SC Neusiedl/See.
Die Neusiedler spielten beherzt auf und zeigten einen attraktiven und zielstrebigen Fußball. Ihre Mühen wurden belohnt, denn sie besiegten den mit sechs Teamspielern gespickten griechischen Erstdivisionär mit 4:2!
Netuschill traf in der 15. Minute zum 1:0 für den NSC; Savvidis gelang in der 24. Minute der Ausgleich, doch kurz vor dem Pausenpfiff stellte Neusiedls jugoslawische Neuerwerbung Crnjak auf 2:1. Kouis traf kurz nach Wiederbeginn zum Ausgleich, doch nur vier Minuten später brachte Crnjak die Neusiedler wieder in Führung. Vlado Crnjak traf dann auch noch ein drittes Mal ins Netz der Makedonen.
Als 1982 das 75jährige Jubiläum des SC Eisenstadt begangen wurde, gab es in der Eisenstädter Creditanstalt-Filiale eine Ausstellung zu sehen. Neben vielen Fotos und Pokalen war unter anderem auch der Wimpel des Aris Football Club aus Thessaloniki ausgestellt!
